13.07.2023 | Paneldiskussion | Was macht KI mit der Kunst?

Was macht Künstliche Intelligenz (KI) mit der bildenden Kunst? Kann KI auch Kunst produzieren? Welche Rolle spielt KI für die Zukunft der Kunst? Eine Paneldiskussion bei DAM Projects widmete sich im Juni diesen Fragen. Ein Resümee von Julia Hartmann.

KI-generierte Bilder, Kurzfilme, Texte und Songs, die derzeit das Netz durchfluten, werfen für die Kunstwelt immer drängendere Fragen auf, die auch den Galeristen Wolf Lieser beschäftigen. Seit 30 Jahren widmet er sich bereits innovativer, digitaler Kunst und den damit verbundenen Veränderungen in der Kunstwelt. Zum Thema Künstliche Intelligenz lud Lieser daher am 29. Juni zu einer Diskussionsrunde mit dem Medienexperten Tilman Baumgärtel, der Kunstwissenschaftlerin Pamela Scorzin und dem Künstler Harm van den Dorpel in seine Berliner Galerie DAM Projects ein.

Vorweg eine kurze Definition: KI ist eine von Menschen geschaffene Software, die in der Lage ist, sich Wissen anzueignen, indem sie auf vorhandene Informationen im Internet zurückgreift und durch die Kombination dieser etwas Neues kreiert.

Daher wird KI immer stärker für künstlerische Produktionen genutzt. Viele mit KI arbeitende Künstler:innen selektieren die Informationen des Programms durch bestimmte Suchbegriffe. Andere passen die Software durch den eigenen Input an Informationen oder Bildern an – nicht zuletzt, um somit ihren eigenen künstlerischen Stil beibehalten und erweitern zu können. Die Mehrheit der Künstler arbeitet allerdings noch ohne bzw. mit vorhandenen KI-Programmen.

An diesem Punkt kam die Diskussion auf, ob das Programmieren einer eigenen Software für die künstlerische Produktion nötig sei. Aus dem Publikum wurde kritisch hinterfragt, ob Künstler bei der heutigen Komplexität der Softwareerstellung und dem hohen Zeitaufwand überhaupt ein Interesse darin sähen, programmieren zu erlernen. Mit Blick auf die nächste Künstlergeneration und die absehbare Vereinfachung der Programme merkten die Panellisten an, dass das eigenständige Programmieren nach individuellen Bedürfnissen von entscheidender Bedeutung sein werde. Es ist davon auszugehen, dass KI zukünftig ein weiteres wichtiges Werkzeug für die künstlerische Produktion sein wird.

KI verändert den künstlerischen Prozess. Bei einem klassischen Kunstwerk erfolgt zuerst die kreative Schöpfung, die Bildbeschreibung ist in der Regel Bestandteil der nachfolgenden Rezeption. Ein KI generiertes Bild entsteht, indem ein Softwareprogramm einen textbasierten Befehl in Form einer Bildbeschreibung erhält. Die textliche Beschreibung spielt also eine unterschiedliche Rolle, in dem einen Fall ist es ein Hilfsmittel der Interpretation und im anderen dient es als Werkzeug zur Erschaffung eines Bildes. In beiden Fällen ist der dem Bild vorausgegangene methodische Bildentstehungsprozess für den Rezipienten oftmals nicht sichtbar.

Ein besonders wichtiger Aspekt wurde am Ende der Diskussion erörtert: Wie verändern sich die Rahmenbedingungen und Strukturen des Kunstbetriebs durch die Nutzung von KI? Von zentraler Bedeutung sind hier Fragen der Urheberschaft. Darf KI sich all der von Menschen geschaffenen Quellen, der Text-, Bild- und audiovisuellen Werke im Internet ohne Erlaubnis durch die Urheber „bedienen“? Welche Schranken, Vergütungsformen und Deklarationspflichten sind sinnvoll und praktikabel? Um für die vielen Problemfelder adäquate Lösungen zu finden, müssen alte Fragen wieder aufgegriffen werden: Was ist Kunst? Wer ist Künstler?

Damit wären wir auch fast wieder am Anfang ...

 

Text: Julia Harmann, BVDG/Praktikantin


KI und Kunst | Gesprächsrunde mit Pamela Scorzin, Harm van den Dorpel und Tilman Baumgärtel | KI und Kunst | Veranstaltung bei DAM Projects, Berlin | Courtesy DAM Projects KI und Kunst | Veranstaltung bei DAM Projects, Berlin | Courtesy DAM Projects